Ein schnell wachsender Wald aus Weiden und Pappeln soll der Zechenbrache Hugo in den nächsten Jahren ein „grünes Gesicht“ geben und Energie liefern. Die Planungen für den Biomassepark im Schatten des Fördergerüsts sind in Verzug geraten. Doch in dieser Verzögerung sieht Reinhart Hassel, Leiter des benachbarten Regionalforstamtes Ruhrgebiet, auch eine Chance: „Ein Teil der Aufforstungsfläche wird Bestandteil einer forstwirtschaftlichen Zusammenarbeit.“ Auf europäischer Ebene und unter wissenschaftlicher Begleitung untersucht das Kooperationsprojekt „In2Wood“ die Wachstumsbedingungen von Pappeln und Weiden auf vergleichbaren Böden, aber unter gegensätzlichen Klimabedingungen - in Buer und im serbischen Bezirk Kolubara in der Nähe von Belgrad. Voraussichtlich im Herbst, so rechnet Hassel, kann am Ende des Brößweges mit dem Anpflanzen der ersten Stecklinge begonnen werden.
Die Anbaufläche in Buer und auf dem Balkan ist mit drei bis vier Hektar gleich groß, die Ausgangslage ähnlich: Hier hat sich der Steinkohlebergbau zurückgezogen und zahlreiche Brachflächen hinterlassen, dort gilt es, Kraterlandschaften zu rekultivieren, die vom Braunkohletagebau in den Boden gerissen wurden. Während der Südosten Europas schon vom warmen und trockenen Kontinentalklima bestimmt wird, zeigt sich der Nordwesten vom Atlantik und damit von einer kühl-feuchten Witterung bestimmt. Ein internationales Vorhaben, für das sich auch Forst-Experten aus der Slowakei interessieren und eine auf Aufforstung spezialisierte Baumschule aus Österreich die nötigen Stecklinge liefern wird.
Hassel: „Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind für Forst-Praktiker und Wissenschaftler interessant.“ Zum Beispiel mit Blick auf die Schadstoffaufnahme. Wie gedeihen Pflanzen auf belasteten Böden? Wie nehmen sie Schadstoffe auf? Was bleib von ihnen übrig, wenn die Bäume als Hackschnitzel in Heizungsanlagen verfeuert werden? Diese und andere Fragen sollen dabei geklärt werden.
Die Umtriebsplantage, wie der Biomassepark auch genannt wird, und generell auch die Arbeit des Regionalforstamtes Ruhrgebiet sieht Hassel als greifbares Beispiel für den Strukturwandel. Sein Haus als Teil des Landesbetriebes Wald und Holz leistet einen aktiven Beitrag dazu. Vormals industriell ausgebeutete Flächen werden nach umfangreicher Sanierung wieder der Natur und den Menschen zurück gegeben. Dabei stellt sich der Umwandlungsprozess für Hassel ganz praktisch dar: „Die aus der Umtriebsplantage gewonnenen Holzschnitzel befeuern eine Heizungsanlage, die in Zukunft nicht nur das Regionalforstamt, sondern auch die benachbarte Schüngelbergsiedlung versorgt.“ Zu diesem Zweck habe man Gespräche mit dem Wohnungsunternehmen Vivawest aufgenommen. Zudem könne die moderne und ökologische Energiegewinnung vor Ort von interessierten Besuchern verfolgt werden.
Wissenschaft braucht ihre Zeit. „Um Ergebnisse zu bekommen, müssen wir schon zwei Ernteperioden abwarten“, rechnet Reinhart Hassel vor. Das ist ein Zeitraum von bis zu zehn Jahren.
Wolfgang Laufs
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