Biomasse in Sicht

WAZ Gelsenkirchen vom 18. Dezember 2009

Start der Arbeiten am europaweit ersten Biomassepark auf einer Industriebrache

Lange wurde über ihn geredet, jetzt begannen endlich die Arbeiten: Der Biomassepark auf dem alten Hugo-Gelände, der erste europaweit auf einer Industriebrache, nimmt Schritt für Schritt Formen an. Allerdings werden noch ganze zwei Jahre ins Land ziehen, bevor die auch als Park- und Erholungsanlage zu nutzende „großflächige Kurzumtriebs-plantage", wie der Biomassepark fachmännisch korrekt heißt, fertig sein wird.

Die Arbeiten zu dem Pilotprojekt der RAG Montan Immobilien GmbH starteten gestern nicht weit entfernt vom Schacht 2. Zunächst wird das Zechengelände aufwändig vorbereitet. In einigen Teilen (alte Kokerei und Kläranlage) wird kontaminierter Boden ausgehoben und in ein Sicherungsbauwerk unzugänglich und auf versiegeltem Grund abgelagert. Das gesamte Gelände von 22 Hektar wird mit einer Erdschicht abgedeckt, im Schnitt drei Meter dick, in der Spitze bis zu sechs Meter.

Insgesamt werden in den nächsten zwei Jahren 600 000 m3 Bodenaushub aus nahegelegenen Baustellen aufgetragen. Diese Schicht ist einerseits zur Bodenverbesserung vor Anpflanzung der Gehölze erforderlich, andererseits wird der Boden benötigt, um die Geländetopografie anzupassen, heißt es. 45 000-Lkw-Ladungen sind dazu nötig, das heißt, 90 bis 100 Lkw fahren dazu täglich auf das Hugo-Gelände - die Zufahrt erfolgt über die Einfahrt Devesestraße.

Ab dem nächsten Herbst werden rund 250 000 schnell wachsende Pappeln und Weiden als kleine Stecklinge, 15 bis 20 Zentimeter groß, gesetzt. Ohne, dass sie bewässert oder gedüngt werden. Nach drei bis fünf Jahren wird das Grün „geerntet" und als Rohstoff an Biomassekraftwerke in der Nähe gehen. Die Bäume sind dann etwa fünf Meter hoch - Stamumfang acht cm. Nach dem Schnitt treiben die Bäume erneut aus. Fünfmal kann eine solche Ernte erfolgen, dann muss nach 20 Jahren neu gesteckt werden.

Um das Gelände ansehnlicher zu gestalten und als Erholungsfläche zu nutzen, werden die Randbereiche (etwa zwei Hektar) mit langlebigen Bäumen und Sträuchern gestaltet. Außerdem wird das Gelände in drei Baufelder unteteilt, die zeitlich versetzt bepflanzt und damit auch zeitlich versetzt geerntet werden - was das Erscheinungsbild des Parkes nicht zu sehr strapaziert.

Hinzu kommen Wegeverbindungen auf die Rungenberghalde (mit neuem Aussichtspunkt), ins Umland und in die Wohngebiete. Außerdem gibt es einen Anschluss ans Radwegenetz der alten Hugobahntrasse. Nicht zuletzt wird der Schacht Hugo 2 in das Projekt mit eingebunden, um einen Anlaufpunkt zu erhalten. Und: Gemeinsam mit dem neuen Regionalforstamt am Brößweg ist ein „Landschaftslabor" mit Grünlehrpfaden geplant.

 

weitere Informationen über das Projekt finden Sie hier

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