Für Scholven ist das gutes Wetter

WAZ Gelsenkirchen vom 25. Juli 2006

Produktionssteigerung im Kraftwerk Scholven

Bei dieser Hitze - wer mag da schon an ein Kraftwerk denken, das seine Energie mit Kohleverfeuerung gewinnt? Mit einem dennoch zufriedenen Leiter des Eon-Kraftwerks Scholven, Ulrich Franke, sprach WAZ-Redakteur Christian Scholz.

2008 wird das 100jährige Bestehen des Kraftwerkstandorts Scholven gefeiert. Gibt's darüber schon Näheres?
Ulrich Franke: Wir sammeln gerade Ideen dafür. Aber wir werden wohl einen Tag der offenen Tür haben, wie vor zehn Jahren schon mal, als es einen mordsmäßigen Andrang gab. Und eine Art von Festakt wird es wohl auch geben.

Bei solch einem Wetter kommen einem Kraftwerksbetreiber, der ja Energie herstellt, womöglich die Tränen?
Franke: Für den Kraftwerksleiter von Scholven ist das gutes Wetter. Viele Kraftwerke müssen bei dieser Hitze Einschnitte in der Leistung hinnehmen, weil ihre Kühltürme mit Flusswasser gekühlt werden und sie deshalb Mengenbeschränkungen unterworfen sind. Wir bekommen unser Wasser von Gelsenwasser - und so viel, wie wir wollen. Im letzten Monat haben wir gegenüber dem Vormonat schon unsere Leistung um 25 Prozent gesteigert.

Wenn andere Kraftwerke ihre Leistung drosseln müssen, das merkt man doch auch beim Strompreis.
Franke: An der European Energy Exchance in Leipzig sind die Preise zurzeit extrem hoch. Deswegen, das ist Eon-Philosophie, setzen wir auf breiten Mix, erzeugen Energie konventionell aus Kohle, Erdöl und Gas, mit Wasser oder durch Kernkraft. Dadurch vermeiden wir Abhängigkeit.

Sind Sie ein Kohlemann?
Franke: Natürlich. Denken Sie nur zurück an die Ölkrise in den 70er Jahren. Sie müssen es machen wie bei Ihrer Altersversorgung: Nicht nur auf Aktien setzen.

Also hat für Sie die Kohle noch Zukunft?
Franke: Mit Sicherheit ja. Wir bauen ja auch in Datteln ein Kohlekraftwerk - um das 40 Jahre oder länger zu betreiben. Seit 15, 20 Jahren wird das Auslaufen der Kohle diskutiert, aber es findet sich keiner, der bereit ist, den Hahn zuzudrehen. Der Abbau unserer Primärenergie wäre auch nicht gesund. Und hier in Scholven soll um das Jahr 2014 oder auch 2015 ein 1100-Megawatt-Block entstehen.

Wie teuer kommt der? Und hat das Auswirkungen auf die Personalentwicklung?
Franke: Wir haben einen Sollstellenplan von 405 Stellen, der wird bei Eon nicht diskutiert. Der neue Block in Scholven wird etwas günstiger kommen als die Anlage in Datteln, weil einige Einrichtungen hier schon vorhanden sind. Aber wir würden dann etwa eine Milliarde Euro in die Hand nehmen. Neue Stellen, so schön das wäre, werden wir dadurch nicht schaffen, weil wir im Jahr 2011 den Block D vom Netz nehmen. Von einer Steigerung der Zahl der Mitarbeiter gehe ich nicht aus. Eher davon, dass wir die Zahl unserer Mitarbeiter halten.

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