Gelsenkirchens Umweltausschusses auf Tour rund um Klimaschutz und Klimaanpassung

Projekte zu Nahwärme aus Grubengas und Geothermie, Bachrenaturierung mit Hochwasserschutz, Regenwasserversickerung und klimaschonende Modulbauweise besichtigt

Der Umweltuasschuss informierte sich über das Geothermiefeld am Glückaufpark in Gelsenkirchen-Hassel.

Von innovativen Konzepten zur Wärmeversorgung bis zur Regenwasserentkoppelung reichen die Projekte der Stadt Gelsenkirchen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung. Bei einer dreistündigen Rundfahrt haben sich die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt, Nachhaltigkeit und Klimaschutz über fünf Projekte vor Ort informiert. Stadtbaurat Christoph Heidenreich begleitete die Tour. Vor Ort erläuterten Fachleute der Stadtverwaltung und von Gelsenkanal die jeweiligen Projekte.

Bei den ersten beiden Stationen standen Projekte zur Wärmeversorgung im Blickpunkt. So wird die Abwärme des bereits seit 2012 Strom erzeugenden Grubengas-Blockheizkraftwerks (BHKW) auf dem Gelände der Neuen Zeche Westerholt seit rund fünf Jahren auch zur Wärmeversorgung genutzt. Zuvor wurden fast alle Häuser der Meistersiedlung entlang der Marler Straße, Egonstraße, Branderheide, Meisterweg und Valentinstraße noch mit Kohleöfen beheizt.

Wie es ganz ohne fossile Energieträger geht, wurde an der zweiten Station erläutert. Beim Wohnquartier am Glückaufpark in Gelsenkirchen-Hassel setzt man auf Geothermie. Dafür wurden  26 Erdsonden je 130 Meter tief in die Erde verbracht, um das Speicherpotenzial des Erdreiches zu erschließen. So können im Sommer die kühlen und im Winter die wärmeren Temperaturen des Bodens zur Wärme-, aber auch Kälteversorgung des Wohnquartiers mit seinen rund 200 Wohneinheiten genutzt werden.

Auch am Springbach ging man in die Tiefe, hier allerdings um den Bach aus seiner Verrohrung zu befreien. Weitgehend ist der Bach nun wieder ein mäanderndes Fließgewässer, das in die Emscher mündet. Einst in Rohren unter die Erde verbannt, verläuft der Springbach auf insgesamt 950 Metern offen als natürlich geprägtes Fließgewässer einschließlich einer Ersatzaue und mit einem abgeflachten Böschungsprofil. Durch den neuen Verlauf wird zudem ein wirksamer Hochwasserschutz im Bereich der Kleingartenanlage Gelsenkirchen Erle gewährleistet.

Auch Regenwasser ist eine wertvolle Ressource. Regenwasser, das verdunstet und nicht schnell in der Kanalisation verschwindet hat eine kühlende Wirkung. Wenn es versickert, füllt es zudem das Grundwasser auf. Deshalb fließt es von einer rund 680 Quadratmeter großen Dachfläche der Grundschule an der Vandalenstraße in eine Mulde, statt in die Kanalisation. Die Maßnahme ist Teil der Zukunftsvereinbarung Regenwasser mit der Emschergenossenschaft und hat das Ziel den Regenwasserabfluss in die Kanalisation um 15 Prozent zu reduzieren.

Außerdem wurde auf einem Schrägdach der Schule eine Photovoltaikanlage montiert. Diese im Jahr 2010 errichtete Anlage hatte ein privater Investor realisiert, an den die Dachfläche verpachtet wurde. Der erzeugte Strom wird nicht in der Schule verbraucht, sondern wird vom Pächter ins Stromnetz eingespeist, der dafür die Einspeisevergütung erhält. Inzwischen sind die Einspeisevergütungen gesunken, so dass ein solches Modell nicht mehr attraktiv ist. Auf Bundesebene wird derzeit aber diskutiert, wie die Rahmenbedingen zum Ausbau der Solarenergie verbessert werden können.

Die letzte Station der Rundtour war die Lessingrealschule. Hier konnten durch eine Modularbauweise nicht nur Kosten und Zeit, sondern auch erhebliche Mengen des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid eingespart werden. Der Erweiterungsbau wurde mit vorgefertigten Modulbauelementen in rund drei Wochen erstellt. Im Vergleich zu einer herkömmlichen Bauweise konnten rund 50 Prozent Kohlendioxid einspart werden. Auf dem begrünten Flachdach wurde außerdem eine Photovoltaik-Anlage errichtet. Ihre maximale Leistung beträgt 74 Kilowattpeak. Damit ist die Anlage die derzeit leistungsstärkste in Gelsenkirchen.

Weniger fossile Energieträger und mehr regenerative Energien, Renaturierung und innovative Bauweisen – mit den vorgestellten und vielen weiteren Projekten arbeitet Gelsenkirchen am Klimaschutz und an der Klimaanpassung.

Quelle: Pressemeldung der Stadt Gelsenkirchen vom 4.11.2022

< zurück