Wege weisen

WAZ-Gelsenkirchen vom 19. Juni 2007

Förderverein SOL will Solarstadt-Gedanken mit Leben füllen

Von Michael Muscheid

Eines wollte Thomas Jeromin nicht: dass das Thema Erneuerbare Energien bei den Bewohnern wieder aus dem Blickfeld gerät. Mit der ersten Solarsiedlung im Land sei schließlich etwas Besonderes geschaffen worden, "und da war es nur sinnvoll, sie auch mit Leben zu füllen". So wurde 2002 der Förderverein für solare Energie und Lebensqualität (SOL) aus der Taufe gehoben. Zum fünften Geburtstag sehen sich die Mitstreiter auf einem guten Weg. Und nicht nur das: Sie sorgen dafür, dass den Bewohnern in Bismarck nun ein Licht aufgeht - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Eine Solarlaterne, die erste der Solarstadt Gelsenkirchen, wurde eingeweiht.
Umweltschutz durch ökologisches Bauen, Wohnen und Leben zu unterstützen, das haben sich die zwei Dutzend Vereinsmitglieder auf die Fahnen geschrieben. Durch Veranstaltungen, durch Feste. Vor allem der Nachwuchs liegt SOL am Herzen. Ob Solarthermie oder -energie, wenn man einen Zweitklässler aus der Siedlung frage, was auf dem Dach angebracht sei, dann komme die Antwort wie aus der Pistole geschossen. Die Kinder, so Jeromin, seit fünf Jahren an der SOL-Spitze, "werden hier im Bewusstsein erzogen, wie wichtig Erneuerbare Energien sind".

Doch nicht nur für sie ist der Verein aktiv und erst recht nicht allein für den 72 Häuser großen "Sonnenhof". "Aus der Siedlung heraus - für die Stadt", nennt der 42-jährige Jeromin, vierfacher Vater und beruflich Leitender Oberarzt an der Augusta-Kranken-Anstalt in Bochum, den Anspruch von SOL. Gut ein Dutzend Führungen durch den Sonnenhof - für Architekten, Studenten oder Politiker - führt er mit seinen Kollegen jährlich durch, informiert dabei über das Leben in Niedrigenergienhäusern mit Solarkollektoren und begrünten Dächern, sie gehen in Schulen, führen Kinder dort spielerisch ans Thema Erneuerbare Energien heran oder geben, auch schon mal auf Englisch, Interviews, wenn Journalisten aus Gelsenkirchen berichten. "Die Solarstadt", begründet Jeromin das Engagement der SOL-Mitstreiter, "kann man nur vorantreiben, "wenn man sich aktiv einbringt."
Zeichen setzen wollen die Aktiven aber nicht nur inhaltlich. Eine Zehn-Kilowatt-Solaranlage hat SOL auf Nordstern - und als Sinnbild für den Wandel der Stadt eigens auf dem Kohlebunker - errichtet und dafür 13 Anleger ins Boot geholt. Allerdings: Viele Module wurden gestohlen, andere demoliert. "Ein Schlag ins Gesicht" nennt Jeromin das; nun will er die Bürgersolaranlage auf einer Schule in Beckhausen neu aufbauen.

Wege beleuchten, aber auch weisen will SOL mit der ersten Solarlaterne in GE. 3600 Euro kostete sie, das Geld kam zusammen durch Verkaufserlöse bei Festen und einer Spende der ELE. Sie sei wartungsfrei wie formschön, beziehe ihre Energie allein aus der Sonne - und soll nur die erste ihrer Art sein: "Es ist nur konsequent, wenn in der Solarstadt Gelsenkirchen auch Solarlaternen errichtet werden." Da geht die Sonne auf: Die erste Solarlaterne leuchtet auf Initiative von SOL im Bismarcker Sonnenhof. Fotos: WAZ, Martin Möller
Seit fünf Jahren an der Vereinsspitze: Thomas Jeromin. Die erste ihrer Art in Nordrhein-Westfalen: die Solarsiedlung "Sonnenhof" in Bismarck mit 72 Häusern, erbaut zwischen 1999 und 2001.

< zurück