Wer wird Superstadt?

WAZ vom 15. Juni 2010

Das Ruhrgebiet sucht die grüne Superstadt – die „Innovation City Ruhr“

In Zeiten von „Deutschland sucht den Superstar“ kommt man in diesem Zusammenhang wohl kaum am neudeutschen Wort „Casting-Show“ vorbei. Also: In der Casting- Show fürs Ruhrgebiet stehen die Finalisten fest. Die Jury hat sich für Bochum, Bottrop, Essen, Gelsenkirchen/Herten und Mülheim entschieden. Das Nachsehen haben Castrop-Rauxel, Dortmund, Duisburg, Gladbeck, Hamm, Herne/Recklinghausen, Oberhausen, Schwerte und Witten.

Es ist ein Wettbewerb, wie es ihn bislang noch nicht gegeben hat. Gesucht wird ein Standort mit rund 50 000 Einwohnern, der innerhalb von zehn Jahren nach allen Regeln der Kunst modernisiert werden soll. Zur „Innovation City“ gehören perfekt gedämmte Häuser, Windräder und Solaranlagen, Elektro-Busse oder E-Fahrräder. „Grüne Firmen“ sind Teil des Stadtbildes. Kommunale Einrichtungen wie Hallenbäder oder Kindergärten werden mit umweltfreundlichen Energien betrieben. Ziel ist es, den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid bis 2020 um mehr als die Hälfte zu reduzieren. Die Industrie erhofft sich zudem, dass Produkte präsentiert werden, die sich weltweit exportieren lassen.

„Innovation City Ruhr ist ein langfristiges Konjunkturprogramm im Zeichen von Innovationen und Energieeffizienz, das dem ehemaligen Kohlerevier über das Kulturhauptstadtjahr hinaus einen wirtschaftlichen Impuls für die Zukunft gibt“, sagte Wulf Bernotat, der Moderator des Initiativkreises Ruhr. Der Initiativkreis ist ein Zusammenschluss von rund 60 Unternehmen der Region, von dem die Idee der Niedrigenergie-Stadt federführend entwickelt wurde. Unterstützung hat auch das Land NRW zugesagt.

Nach Schätzungen des Initiativkreises kann die künftige „Innovation City“ mit Fördergeldern und privaten Investitionen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro rechnen. Ein Gremium mit Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft entschied über die Finalisten.

Der ehrenamtliche Projektkoordinator Alfred Oberholz setzt auch auf freiwillige Investitionen von Hauseigentümern in energiesparende Technologien. Diese sollen sich später auszahlen, wenn private Heiz- und Stromkosten sinken. Bis Mitte September 2010 haben die Finalisten Zeit, ihre Projektskizzen weiter auszuarbeiten. Anfang November soll feststehen, welche Kommune „Innovation City“ wird.

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