"Eine intakte Natur ist die Zukunft unserer Kinder!"

Ines Gauchel, Gelsenkirchen-Schalke, 1. Preis Hinterhöfe 2023

Foto: Cornelia Fischer

„Ich wohne in meinem Elternhaus. Hinter dem Haus befindet sich ein kleiner Garagenhof mit einer Doppelgarage, zu der man durch eine enge Hofeinfahrt zwischen den Häusern, aber auch über eine Treppe von meiner Wohnung aus gelangen kann. Ich bin Künstlerin, nutze die Garagen für meine Malerei und habe den Asphalt davor zu einer kleinen grünen Stadtoase umfunktioniert. Mein ganzer Stolz sind fünf Ahornbäume, die ich in doppelten Pflanzkübeln großgezogen habe. Durch die doppelten Pflanzkübel - der untere Kübel ohne Löcher – kann ich die Bäumchen mit dem Regenwasser, das ich von der Garage sammele, ganz gut gießen, die Wurzeln können sich ausbreiten und somit nicht in den Asphalt bohren. Die Ahornbäumchen sind auch sehr bienenfreundlich, wie ich zu meiner Überraschung festgestellt habe. Im Frühjahr, wenn er weiß-rosa blüht, freuen sich die Insekten darüber. Die profitieren aber auch sehr von der Blütenpracht eines riesigen Birnbaum im hinteren, unversiegelten Teil des Hofes. Diesen bestimmt schon über 100 Jahre alten Baum habe ich – ebenso wie eine Buche und eine Kastanie – in voller Größe stehen gelassen. Dadurch ist der gesamte Hinterhof recht schattig, aber im Hochsommer genieße ich die Kühle sehr. Hier herrscht ein ganz anderes Klima als an der Straßenfront vor dem Haus. An die Stellen im Hof, wo ein bisschen Sonne hinkommt, habe ich verschiedene Kübel mit blühenden Pflanzen gestellt. An den Mauern ringsum lasse ich das Efeu hochranken. Wo keine Sonne hingelangt, wächst im Laufe der Zeit Moos auf dem Asphalt. Das finde ich gut, denn Moos ist ein sehr guter Speicher für das klimaschädliche CO2. Als Künstlerin, und auch ehemaliges langjähriges Mitglied im Bund Gelsenkirchener Künstler, organisiere ich manchmal Ausstellungen oder Lesungen in meinem Hof. Die meisten Menschen genießen die Idylle hier sehr. Aber mir wurde auch schon mal ernsthaft angeboten, mit dem Kärcher vorbeizukommen und das Moos „ordentlich“ wegzuschrubben. Das habe ich dankend abgelehnt. Denn ich freue mich, wenn das Moos wächst und allmählich den Asphalt bedeckt. Ausgerutscht – wie so mancher befürchtet – bin ich auch noch nie. Was nutzt es, wenn alles „ordentlich sauber“ ist und somit nicht den Bedürfnissen der Natur entspricht. Eine intakte Natur ist die Zukunft unserer Kinder!“

Ines Gauchel, Gelsenkirchen-Schalke

Das sagt die Jury: "Die Pflege und Weiterentwicklung sowie die kreative Nutzung eines mit altem Baumbestand ausgestatteten Hofbereiches in GelsenkirchenSchalke hat die Jury überzeugt. Dabei wird positiv bewertet, dass der Baumbestand erhalten bleibt und mit zu unterschiedlichen Jahreszeiten blühenden Stauden ergänzt wird. Damit erfährt die Fläche eine weitere Aufwertung. Darüber hinaus wird Regenwasser in Auffangbehältern gesammelt, um es für Gießwasserzwecke zu nutzen. Die Fläche dient nicht nur als grüne Oase im Mehrfamilienhausquartier, sondern auch als gemeinsamer Treff in der Nachbarschaft sowie als kleine Ausstellungsfläche für kreative Objekte und Kunst. Dies würdigt die Jury mit dem 1. Preis in der Kategorie Hinterhöfe."

< zurück
Alle weiteren Fotos: Ines Gauchel