"Insgesamt macht unser Garten sehr wenig Arbeit, er pflegt sich selbst und verändert sich von Jahr zu Jahr etwas"

Christina Liedtke, Herten-Stadtmitte, 2. Preis Vorgärten 2023

Foto: Cornelia Fischer

„Als wir das Haus vor 25 Jahren übernommen haben, haben wir von unseren Vorgängern die wunderschöne alte Azalee im Vorgarten geerbt. Über die Jahre haben wir viele insektenfreundliche Naturblüher ergänzt. Wir pflegen den Garten behutsam, indem wir schauen, was gerade blüht und beseitigen, was Anderes überwuchern würde. Bereits Anfang Februar blühen die ersten Winterlinge, Schneeglöckchen, Puschkinen und Wilden Krokusse. Dann folgen viele Narzissen, Lungenkraut, Buschwindröschen, Hasenglöckchen oder Waldhyazinthen und Silbertaler. Im Sommer blühen Storchenschnäbel, Stockrose und Hibiskus, im Herbst große und kleine Herbstanemonen, Große Fetthenne und Astern. Hinzu kommen Wildkräuter, die sich selbst ansiedeln, wie aktuell Wiesenkerbel und Kamille. Manches, wie Vergissmeinnicht, Akelei oder Glockenblumen lasse ich auch aussamen für das nächste und übernächste Jahr. So bleibt Vögeln und Insekten eine Zeit lang Nahrung und Versteck. Unser Vorgarten ist bei Insekten, vor allem auch Wildbienen, Schwebfliegen, Feuerwanzen und einigen Schmetterlingen sehr beliebt. Eine Baumhasel ist unser Hausbaum und spendet Schatten. Als wir einzogen, wuchs an der Garage bereits ein Wilder Wein. Den haben wir dann auch im Vorgarten gepflanzt, so dass mittlerweile die gesamte Fassade berankt ist. Mir ist vor ein paar Jahren erst aufgefallen, was für ein Betrieb da herrscht. Es summt und brummt wie wild, hunderte Bienen, Wildbienen und andere Insekten lieben diesen Wein. Außerdem ist es spürbar, dass das Haus auch bei großer Hitze im Sommer sehr lange sehr angenehm kühl. Ich denke, das hängt damit zusammen, dass die Blätter des Weins Feuchtigkeit verdunsten und die Fassade so kühlen. Ab und zu muss man die Ranken natürlich kräftig zurückschneiden, damit die Fenster und die Dachrinne wieder eine Zeitlang freibleiben. Aber insgesamt macht unser Vorgarten sehr wenig Arbeit. Ich glaube sogar, dass er nicht mehr Aufmerksamkeit braucht als ein lebloser Schottergarten, in dem man dauernd die Blätter zwischen den Steinen heraussammeln muss. Da der Garten sehr dicht bepflanzt ist, ist er vor Austrocknung gut geschützt. Manche Pflanzen, die Abstand brauchen, habe ich schon mehrfach vergeblich eingepflanzt, aber der Vorteil ist: Auch ungewolltes „Unkraut“ hat hier kaum eine Chance. Wir sammeln Laub eigentlich nur im Frühjahr ab, wenn die ersten Schneeglöckchen herausgucken. Der Garten „pflegt sich selbst“ und verändert sich von Jahr zu Jahr etwas. Mit offenen Augen entdeckt man immer wieder Neues und vor allem viele fliegende Gäste.“

Christina Liedtke, Herten-Stadtmitte

Das sagt die Jury: "Dieser in Herten-Stadtmitte gelegene Vorgarten hat die Jury mit seinem Charme einer über viele Jahre hinweg zusammengewachsenen Bestandsfläche mit Hausbaum überzeugt. Unter dem Baumhasel – der im Herbst sicherlich viele Vogelarten und auch Eichhörnchen mit Nüssen versorgt – gedeihen mit Krokus, Winterlingen, Buschwindröschen und anderen Arten auf dem wurzeldurchzogenen Rasenstück wertvolle Nektarspender. Im Verlauf des Jahres kommen die Blüten zahlreicher, zum Teil heimischer Staudenarten hinzu. Zudem wird die Hitzeentwicklung in heißen Sommern an dieser Stelle durch die mit Wildem Wein berankten Fassadenabschnitte gemildert. Wegen seines positiven Gesamteindrucks wird dieser Vorgarten mit einem zweiten Platz belohnt."

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